Bericht von Rowena Matthews

August 2017

(english version below)

 

Vor ca. 10 Jahren haben wir ein Projekt namens “Uzimatele” in einem Vorort von Nairobi kennengelernt. Ein junger Pastor und seine Frau (George und Jackie) hielten Gottesdienste in einem der ärmsten Viertel Nairobis und waren erschüttert von der Not der Waisenkinder, die auf der Straße lebten. Sie beschlossen, einige dieser Kinder in ihrem Haus aufzunehmen. Seitdem ist das Projekt gewachsen. Noch mehr Kinder wurden Teil der Familie (zurzeit sind es 17 Kinder), es wurde eine Grundschule errichtet, sowie ein Weiterbildungs-Projekt für verwitwete Frauen mit dem Ziel, dass diese sich und ihre Familien selbständig ernähren können, indem sie handgefertigte Produkte verkaufen. Im August 2017 waren wir in Kenia im Urlaub und hatten endlich die Möglichkeit, das Projekt kennenzulernen, von dem wir so viel gehört hatten.

Der Besuch wurde von Wiebke Witt und drei weiteren kenianischen Vorstandsmitgliedern: Helen Mwathi, Kendi Muriugi und Amos Oloo für uns organisiert. Von Wiebke hatten sie von dem Projekt erfahren. Wir quetschten uns in einen Mini-Van, eines jener Modelle, die üblicherweise für Safaris benutzt werden. Die Fahrzeugwahl war perfekt, da die rauen und schmutzigen Fahrwege, die zu den Slums führten, vermutlich die Unterseite jedes anderen PKWs beschädigt hätten. Die Vorstandsmitglieder waren offen, freundlich und bestrebt jede unserer Fragen zu beantworten. Wir hielten an einem einheimischen take-away Restaurant, wo unsere Gastgeber ausreichend Hähnchen mit Pommes für die große Familie sowie die Besucher kauften. Das Haus der Familie – groß genug für 20 Kinder, George und Jackie sowie deren beide Töchter – liegt direkt neben einem großen Slum (Gituamba). Wir wurden herzlich willkommen geheißen und in das Wohnzimmer des Hauses gebracht, das mit Luftballons und einem Banner dekoriert war, um (mindestens) 10 Jahre Kooperation und Unterstützung mit und von “WIR GESTALTEN e. V.” zu feiern! Die Kinder waren höflich, gut erzogen und anfangs etwas schüchtern. Nachdem jeder von uns genügend Hähnchen mit Pommes gegessen hatte, führten die Kinder ein Programm auf, das sie extra für diesen Anlass einstudiert hatten. Sie sprachen, sangen und tanzten wunderschön zusammen und erzählten damit von ihrem Leben mit den adoptierten Geschwistern innerhalb dieses Wohnprojektes. Im Gespräch mit George erfuhren wir etwas von den Kindern und ihren individuellen Begabungen. Manche Kinder sind gut in der Schule, manche musikalisch oder künstlerisch begabt, andere eine soziale Stütze für ihr Zuhause und sehr verlässlich. Lovine, eines der älteren Mädchen, erzielte so gute Schulergebnisse, dass sie jetzt sehr erfolgreich Jura studiert. Alle Kinder, die Jackie und George betreuen, besuchen gute Schulen. Sie werden ermutigt, hart zu arbeiten und ihren Begabungen zu folgen. Regelmäßig kommt auch ein Musiklehrer ins Family Home.

Nach der Aufführung wurden wir zur Grundschule gefahren, die von Uzimatele mitten im Slum errichtet wurde. Dort war gerade kein aktiver Schulbetrieb, da gerade Ferien waren. Viele einheimische Kinder spielten dort, ihre Kleider waren schmutzig und kaputt, viele Kinder trugen keine Schuhe. Der Unterschied zwischen diesen Kindern und denen bei Jackie und George war groß. Angesichts der offensichtlichen Armut um uns herum, fragten wir George nach welchen Kriterien sie die Kinder aussuchen, die sie bei sich aufnehmen. Da sie in der Gemeinde leben und die Kirche betreuen, kennen sie die Familien. Manchmal machen Freunde oder andere Gemeindemitglieder sie auf schwierige Situationen aufmerksam. Sie versuchen stets zunächst die Familie zu beraten und zu unterstützen. Die Kinder bei sich aufzunehmen ist immer die letzte Option, wenn alle anderen Hilfsangebote nicht ausreichen.

Amos lenkte unsere Aufmerksamkeit auf Kinder und Jugendliche, die sich selbst überlassen waren. Wenn diese Kinder Glück haben, erhalten sie eine schulische Grundausbildung und eine warme Mahlzeit am Tag in der Schule. Amos erklärte uns, dass sie sehr gerne Angebote für diese Kinder während der Ferien organisieren und anbieten würden. Wir durften eines der Klassenzimmer ansehen und erfuhren, dass dieses Platz für 40 Kindergartenkinder bietet. Wenn ich mich richtig erinnere, waren die Räume meiner Kinder in dem Alter mindestens viermal so groß und für die Hälfte der Kinder ausgerichtet – und ich empfand sie damals als klein!

Auf dem Schulgelände wurde ein neues Gewächshaus erbaut, in dem Tomaten angepflanzt werden. Dies wurde auf Initiative von Helen von der Bayer Cares Foundation finanziert. Mit dem Gewächshaus kann Uzimatele teilweise Einkommen für die Schule erzielen und teilweise die Tomaten für das Schulessen zur Verfügung stellen.

Nach dem Besuch der Schule fuhren wir zurück zur Familie, wo wir mit herzlichen Umarmungen, dampfendem Tee und köstlichem, extra für den Anlass verzierten, Kuchen begrüßt wurden. Jackie richtete ein paar sehr bewegende Worte an Wiebke und die Vorstandsmitglieder, welche das Projekt auf verschiedenste Art und Weise über die Jahre hinweg unterstützt haben. Während ich meinen Tee trank und den leckeren Kuchen aß, sinnierte ich darüber nach, was es wohl für eine junge Familie bedeutet, wenn sie beschließt in den Slums zu wohnen und dort ihr Haus und Herz für diejenigen zu öffnen, die so wenig haben.

Bevor wir wieder abfuhren, wollte der Vorstand noch eine kurze Besprechung mit Wiebke halten. Wir ließen sie alleine und gingen mit den Kindern nach unten. Sie zeigten uns ihre Zimmer mit Stockbetten und schlugen dann vor, dass wir zusammen etwas spielen. Wir standen im Kreis und spielten verschiedene Spiele, viele davon erforderten einen bestimmten Grad an Geschwindigkeit und Konzentration. Wir lachten viel während wir drei zusammen mit 17 Kindern im Alter zwischen sieben und einundzwanzig spielten. Viel zu früh war die Vorstandsbesprechung zu Ende und wir mussten in die reicheren Viertel der Stadt zurückfahren. Bevor wir abfuhren, standen wir alle im Kreis und Amos sprach ein kurzes Dankesgebet für das Projekt und seine Unterstützer. Dann wurden noch viele Fotos gemacht – Erinnerungen an einen erinnerungswürdigen Tag mit neuen Freunden, neuen Blickwinkeln und vielen neuen Denkanstößen.

 

english version

It must have been about 10 years ago that we were introduced to a project called ‘Uzimatele’ in one of the slum areas around Nairobi. A young pastor and his wife (George and Jackie) were ministering in a very poor area of the city and were so moved by the plight of the orphaned children who lived in the streets that they decided to take some of the children into their own home. Since then the project has grown. More children have joined the family (currently 17 children), a primary school has been set up, as has a woman’s empowerment project aiming to teach widowed women the skills necessary to support themselves and their families by making and selling handicrafts. In August 2017 we happened to be in Kenya on holiday and had the opportunity to visit the project we’d heard so much about.

The visit was organised for us by Wiebke Witt (from whom we originally heard of the project) and three of the board members: Helen Mwathi, Kendi Muriugi and Amos Oloo. We all piled into type of mini-van usually used for going on safari. The choice of vehicle was perfect, as the rough dirt tracks further into the slums would have gutted the under-side of a normal car. The board members were open, affable and eager to answer any questions. We stopped off at a local take-away en-route where our hosts bought enough chicken and chips for the large family as well as the visitors. The family home, large enough to house 20 children as well as George, Jackie and their own two daughters is situated near to the Gituamba slum area. We were welcomed warmly and ushered into a large room which had been decorated with balloons and streamers to celebrate (at least) 10 years of association with and support from Wir Gestalten e.v.. The children were polite and well-mannered (and initially a little shy). After everybody had had their share of chicken and chips, the children performed a programme which they had created for the occasion. They narrated, sang and danced in unison beautifully, their performance mirroring the easiness of the relationship amongst adopted siblings and the structure afforded by the home. In conversation with George, he talked about the various children and their gifts. Some of the children are good academically, some are very gifted with music, some are social pillars at home, some show excellent dependability, while others are artistic. Lovine, one of the oldest girls achieved such good grades at school, that she is now very successfully studying law. All the children under Jackie and George’s care are sent to good schools. They are encouraged to work hard and to practice whatever they’re gifted at. A music teacher comes regularly.

After the performance, we were driven to the primary school. It wasn’t in operation, as we were visiting during holiday time. Plenty of the local children were hanging out there, many of them dressed in dirty clothes that have seen better days and without shoes. The contrast between these children and those taken in by George and Jackie was stark. In light of the evident poverty all around us, I asked George how they identified and chose which children to take in and care for. Because they live in the community and pastor a church there, they are aware of the goings-on in the neighbourhood. Sometimes they are alerted to difficult situations by friends or members of the community. They always attempt to support and counsel the wider family and taking the children in is always a last resort, when no other resources can be mobilised.

Amos drew my attention to the children and youths who are left to their own devises. If they’re lucky they get a basic education and are fed one hot meal a day at school. Amos explained they they’d love to offer the children some sort of programme during the holidays. We were shown one of the classrooms and told it accommodates forty nursery-class children. If I remember correctly, the classrooms which my children had at that stage were at least four times the size and catered for half the number of children – and I considered them small at the time!

A newly-built greenhouse is situated at the far end of the school grounds containing tomato plants. An initiative of Helen’s, financed by the Bayer Cares Foundation, the crop is intended partially to generate an income for the school, but also to be used in meals for the children.

After viewing the school, we headed back to the family home, where we were greeted with large mugs of steaming tea and delicious cake, decorated for the occasion. Jackie said a few moving words in thanks to Wiebke and the board members who have supported the project in countless ways over the years. As I sat sipping hot tea and munching on my cake, I pondered the sacrifice required to move a young family to the slums and to open your house and heart to those who can give you little in return.

Before we left, the board wanted to conduct a quick meeting with Wiebke. We left them to it and wandered downstairs with the children. They showed us their rooms with bunk-beds and then suggested we played some games. We stood in a circle and played various games, mostly requiring some degree of speed and concentration. There was much good-natured laughter as the three of us and seventeen children, ages ranging from seven to twenty-one played. All too soon, the board meeting was over and we had to head back to more affluent areas of town. Before we left, the whole group stood in a circle and Amos spoke a short prayer of thanks for the project and it’s supporters. Then, in a last-minute flurry, all sorts of photos were taken; souvenirs of a memorable day with new friends made, perspectives previously unseen and a lot of food for thought.